Auf Farbsuche mit Ikram Labouini

Portraits der Künstlerin Ikram Labouini
Portraits der Künstlerin Ikram Labouini

Heute kommt die Künstlerin Ikram Labouini zu uns in die Etage. Wir sind schon gespannt, sie kennenzulernen und besprechen vorher, wie wir uns mit Ikram unterhalten wollen, weil sie aus Italien stammt und nur ein bisschen Deutsch spricht und versteht. Wir einigen uns darauf, hauptsächlich Englisch mit ihr zu reden. Zum Glück können viele von uns schon etwas Englisch und ansonsten ist Rebecca an unserer Seite, um uns bei der Übersetzung zu helfen.

Ikram Labouini im Interview mit Ephra-zuhause-Kindern

Nach Ikrams Ankunft schauen wir uns die Bilder von ihr an, die sie extra mit in die Etage gebracht und an der Seite der großen Bühne aufgestellt hat – fast so wie in einer kleinen Ausstellung. Wir sehen große, bunte Bilder von verschiedenen Menschen. Ikram erklärt, dass das Porträts sind und sie am liebsten Bilder von Freund*innen, Bekannten und sich selbst malt. Wir fragen Ikram, warum sie so gerne Menschen malt und sie erzählt, dass Menschen sie besonders inspirieren. Sie findet es faszinierend, wie wir von anderen wahrgenommen werden und uns selbst immer wieder in anderen erkennen. Die strahlenden Farben benutzt Ikram, weil sie findet, dass sich dadurch eine neue Wirklichkeit in der Kunst erschaffen lässt. Kunst ist nicht dafür da, die Dinge genauso abzubilden, wie sie sind, sondern ihnen eine neue Bedeutung zu geben, findet sie. Außerdem kann Ikram durch die ganzen Farben die Vielfalt und Freude des Lebens ausdrücken. Sie sagt, für sie sei Kunst eine Möglichkeit, um das Leben zu verstehen. Und manche Dinge hat sie erst richtig verstanden, als sie sie auf die Leinwand gemalt hat.

Wir fragen Ikram, was sie werden wollte, als sie ein Kind war und sie antwortet: „Geschichtslehrerin“. Diese Antwort wundert uns ein bisschen, aber Ikram erklärt uns, dass sie findet, dass auch Geschichte und der Blick auf die Vergangenheit dabei helfen kann, das Leben besser zu verstehen. Ihre eigene Lebens- und Familiengeschichte ist für Ikram und ihre Kunst sehr wichtig. Ikrams Eltern stammen nämlich aus Marokko. Sie selbst ist aber in Italien geboren. Obwohl sie schon ihr Leben lang dort gelebt hat, hat sie ihre italienische Staatsbürgerinnenschaft erst mit 21 bekommen. Wir überlegen gemeinsam, was es überhaupt bedeutet, eine Staatsbürgerinnenschaft zu haben: die Zugehörigkeit zu einem Land, das Recht zu wählen, einen Pass zu besitzen und eine Menge Papierkram. Für Ikram bedeutete die Staatsbürgerinnenschaft aber viel mehr. Sie erklärt uns, dass die Frage, woher sie kommt und wozu sie gehört schon immer viel damit zu tun hatte, wie sie sich fühlte und womit sie sich identifizierte.

Ephra-zuhause-Kinder bemalen große Pappen mit Ölkreiden
Ephra-zuhause-Kinder bemalen große Pappen mit Ölkreiden

Nach einer kurzen Pause wollen wir nun versuchen, selber Porträts zu malen. Manche von uns malen in Zweiergruppen, andere lieber allein. Wir verteilen uns in der gesamten Etage und nutzen große Pappen, um darauf mit Ölkreiden zu malen. Es entstehen Selbstporträts, Bilder von unseren Eltern, Freund*innen, Ikram und sogar eins von unserem Lehrer. Wie Ikram experimentieren wir frei mit Linien, Formen und Farben und toben uns richtig aus. Ikram ermutigt uns immer wieder dazu, unsere Kreativität voll auszunutzen und unsere Gefühle und Vorstellungen ganz frei und ohne viel Nachdenken auf die Pappen zu bringen. Sie sagt uns, dass sie es besonders schön findet, wenn Kinder zeichnen, weil Kinder noch nicht so fest in der Realität stecken wie Erwachsene.

Portraits der Ephra-zuhause-Kinder
Portraits der Ephra-zuhause-Kinder

Zum Abschluss bauen wir mit unseren Porträts eine eigene kleine Ausstellung in der Etage auf. Wie in einem echten Museum schreiben wir Schilder für unsere Bilder, auf denen unsere Namen, die Titel unserer Kunstwerke (wie zum Beispiel „Vanja auf Farbsuche“ oder „Schief und Krumm“), das Material und die Maße stehen. Gemeinsam schauen wir uns unsere Bilder an und machen eine kleine Führung durch unsere Ausstellung. Eine von uns sagt zu ihrem Bild: „Ich habe die Farben ausgesucht, weil sie so bunt sind wie die Person selbst“. Nachdem wir Ikram jetzt besser kennengelernt haben, finden wir, dass auch sie eine bunte Person ist – aber das sieht man ja eigentlich auch schon an ihrer Kunst.   

Die Portraits der Ephra-zuhause-Kinder als Ausstellung in der Ephra Etage
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