In der Wunderkammer von kate-hers RHEE

Das Haus, in dem kate-hers RHEEs Atelier ist, liegt versteckt im Hinterhof eines sehr großen, neuen Gebäudes in Treptow. Als hier alles aufwändig renoviert wurde, haben kate-hers und die anderen Künstler*innen lange dafür gekämpft, dass die Ateliers bleiben können und nicht in teure Wohnungen umgewandelt werden. Zum Glück, denn hier gibt es einiges zu entdecken – kate-hers ist nämlich eine große Sammlerin!

Kunstmaterial der Künstlerin kate-hers RHEE: Schnur, Wollknäuel und bunte Bürste.
Kunstmaterial der Künstlerin kate-hers RHEE: Schnur, Wollknäuel und bunte Bürste.

Wir wissen, dass Kunst oft gesammelt wird. Zum Beispiel von privaten Kunstsammler*innen, die die Arbeiten bei sich zu Hause aufhängen. Oder von Museen, die sie möglichst vielen Menschen zeigen möchten. Bei kate-hers jedoch wird das Sammeln selbst zur Kunst: Ihr Atelier ist zur Hälfte Arbeits- und zur Hälfte Lagerraum, wo sie die unterschiedlichsten Dinge aufbewahrt. Zurzeit sammelt sie am liebsten Schmuckkästchen. Angefangen zu Sammeln hat sie aber schon als Kind, vor allem Kuscheltiere und Keramikscherben. Wir sammeln natürlich auch gerne, aber die Dinge, die wir sammeln, sind so unterschiedlich, wie die Gründe, warum wir das tun: Eine von uns sammelt Federn, um sie zu schützen und aufzubewahren; oder Lego, um immer neue Dinge daraus entstehen zu lassen. Jemand anderes sammelt Pokémon-Karten, um sie zu tauschen (sobald sie sich traut, weil in der Schule tauschen nur Jungs).

Die Künstlerin kate-hers RHEE erzählt einer Gruppe von Kindern von der Geschichte prunkvoller Wunderkammern.

Aber sammeln Menschen eigentlich schon immer? kate-hers erzählt uns von den prunkvollen Wunderkammern, in denen meist Könige oder Kaiser besondere Schätze gesammelt, aufbewahrt und anderen gezeigt haben. Diese Schätze waren nicht nur sehr wertvoll, sondern wurden – wie der Name schon sagt – auch als Wunder angesehen. Das heißt, dass sie besonders selten oder mysteriös waren. Viele dieser Objekte kamen aus Ländern, die weit entfernt sind und häufig wurden sie einfach genommen, ohne zu fragen, manchmal sogar mit Gewalt. Außerdem erzählt uns kate-hers, dass es fast immer Männer waren, die bestimmt haben, welche Objekte in die Wunderkammern aufgenommen und somit auch von anderen als besonders wertvoll angesehen wurden.

Es lief also so einiges schief in diesen Wunderkammern und das möchte kate-hers ändern, indem sie als Frau ihre eigene Wunderkammer zusammenstellt und präsentiert. Sie möchte dabei nicht – wie die Könige früher – allein entscheiden, was gezeigt werden soll. Stattdessen lädt sie die Besucher*innen dazu ein, ihre ganz persönlichen Wunder und Schätze beizusteuern. Das nennt sie demokratisch, weil ihre Wunderkammer nicht den Geschmack oder die Meinung von einer einzelnen Person abbildet, sondern von möglichst vielen verschiedenen Personen. Die Sammlung soll schon bald in Berlin und den USA gezeigt werden und dabei immer weiter wachsen und sich verändern.

Yi Ŭngok (Korean, b. 1808), Ink and color on paper, 162,8 x 268 cm. Asian Art Museum of San Francisco, CA

Nachdem wir unsere eigenen Wunderkammern in kleinen Büchern verewigt haben, klettern wir die Stufen in den großen Innenhof hinunter und überlegen uns, was wir zu kate-hers’ Sammlung beisteuern könnten – denn wenn es ein wirklich demokratisches Projekt werden soll, dürfen die Schätze von Kindern natürlich nicht fehlen!

Die Kinder der Ephra-unterwegs Gruppe haben ihren eigenen Wunderkammern durch Collage und geschnittenes Papier erstellt.
 
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