In die Luft zeichnen mit Stella Geppert

Ein Ephra-zuhause Kind bemalt ein großes, weißes Papier mit schwarzer Kohle
Ephra-zuhause-Kinder bemalen mit schwarzer Kohle ein großes weißes Papier

Wir sitzen gespannt in der Ephra Etage, denn heute besucht uns die Künstlerin Stella Geppert. Als sie ankommt, spüren wir direkt die große Ruhe und Offenheit, die Stella ausstrahlt. Um sie und uns noch besser kennenzulernen, starten wir mit einem Begrüßungsspiel. In einem großen Kreis stehend, sagen wir alle nacheinander unsere Namen und überlegen uns eine besondere Bewegung dazu. Dann nimmt Stella in der Mitte der Bühne Platz und ist bereit für unsere Fragen.

Als erstes wollen wir von Stella wissen, wie sie dazu gekommen ist, Kunst zu machen. Sie antwortet, dass sie, noch bevor sie überhaupt richtig wusste, was Kunst eigentlich ist, als Kind in der Schule schon Heinzelmännchen auf Papier für alle ihre Freund*innen und Verwandten gemalt hat. Dann verrät sie uns, dass sie, als sie ungefähr in unserem Alter war, verliebt gewesen ist. Statt aber einen Liebesbrief zu schreiben, hat Stella angefangen, kleine Figuren aus Ton zu formen und so ihre Gefühle auszudrücken. Auch in der Schule hat Kunst ihr am meisten Spaß gemacht. Die anderen Fächer mochte sie nicht so gerne. Als sie ihren Eltern dann aber erzählte, dass sie Künstlerin werden wollte, waren die dagegen und meinten, man könne mit Kunst kein Geld verdienen. Stella hat trotzdem Kunst studiert und unterrichtet inzwischen selbst an einer Kunsthochschule. Entgegegen der Vermutung ihrer Eltern, kann sie mittlerweile von ihrer Arbeit als Künstlerin leben.

Die Künstlerin Stella Geppert spricht mit Ephra-zuhause-Kindern

Stellas erste Ausstellung hatte den Titel „Innocence“ (das ist das englische Wort für „Unschuld“) und hat in ihrer damaligen Kunsthochschule stattgefunden. Für die Ankündigung der Ausstellung hatte Stella sich als Nonne verkleidet und außerdem noch ganz große Eier gezeigt, die sie aus Gips geformt hat. Sie hatten fröhliche Münder und sahen ein bisschen aus wie Brüste. Damals hat ihr besonders gefallen, dass viele Menschen, als sie ihre Arbeiten sahen, schmunzeln mussten, sagt sie.

Wir fragen Stella, was sie macht, wenn sie nicht künstlerisch arbeitet. Sie erzählt uns, dass sie gern mit Meeresbiolog*innen unterwegs ist, um Wale und Delfine zu beobachten. Außerdem möchte sie gerne tauchen lernen. Diesen Wunsch können viele von uns gut verstehen. Am liebsten tanzt und singt Stella aber und erklärt uns, dass das eigentlich auch ein Teil von ihrem Beruf ist. Stella ist nämlich Performancekünstlerin. Das heißt, dass sie in ihrer Kunst unterschiedliche Handlungen vor einem Publikum oder einer Kamera zeigt und so Kunstwerke erschafft. Und dafür tanzt und singt sie häufig auch.

Stella erzählt uns, dass Performance-Kunst für sie die Möglichkeit ist, sich selbst und andere besser kennenzulernen. Sie sagt, dass sie durch Kunst die Bewegungen, Gesten und Sprache anderer Menschen besser verstehen kann. Dafür fragt sie sich: Wie sitzen wir? Wie bewegen wir uns? Wie ist der Körper im Raum? Wie lachen wir? Wie weinen wir? Wie sprechen wir miteinander?

Nach dem Gespräch juckt es uns schon in den Fingern, jetzt selbst eine Performance auszuprobieren. Vorher schauen wir uns aber noch einige Videos von Stella an, um ihre Kunst noch einmal besser zu verstehen. Danach laufen wir zu der großen, weiten Fläche aus Papier, die schon vorbereitet auf dem Boden liegt. Wir stellen uns im Kreis darum herum und Stella zeigt uns eine Übung, bei der wir unsere Zunge im Mund rollen sollen, so, als wollten wir damit von Innen unsere Nasenspitze berühren. Die Übung kitzelt am Gaumen und einige von uns müssen anfangen zu gähnen. Wer gähnt, darf sich auf die weiße Fläche legen. Nach und nach legen wir uns alle hin und Stella verteilt Kohlestücke und große, weiße Blätter, die sie so auf uns legt, dass sie unsere Oberkörper und Bäuche bedecken. Dabei entseht ein kleiner Windzug, der uns auf das gemeinsame Atmen vorbereitet. Jetzt sagt Stella, wir sollen versuchen, uns ganz auf unsere Atmung konzentrieren und mit den Kohlestückchen auf die Stellen des Papiers zu malen, an denen wir den Atem im Körper spüren. Stella ermutigt uns, laut zu atmen und den Geräuschen der Kohle auf dem Papier zuzuhören. Nach einer Weile legen wir die Papiere zur Seite und schauen uns unsere Zeichnungen und die der anderen an. Wir sehen, wie unterschiedlich die Bilder sind, die wir nach der Empfindung unseres Atems im Körper gezeichnet haben. Danach haben wir noch etwas Zeit, um die große, weiße Fläche mit den Umrissen unserer Körper zu bemalen und zeichnerisch zu erkunden.

Ephra-zuhause-Kinder liegen auf dem Boden und haben weiße Blätter auf ihren Oberkörpern
Ein Ephra-zuhause-Kind bemalt ein weißes Papier, das auf seinem Oberkörper liegt

Am Ende kommen wir wieder in dem großen Kreis zusammen. Jede und jeder von uns beschreibt mit Handgesten in der Luft noch einmal eine Bewegung, die sie oder er während des Zeichnens und Atmens gemacht hat und wir alle wiederholen sie gemeinsam. Wir sprechen über den Tag mit Stella Geppert. Eine von uns sagt: „Wir haben in die Luft gezeichnet“ und jemand anderes ergänzt: „Die Kunst braucht viel Raum“ – und das fasst es doch eigentlich ganz gut zusammen.

Ephra-zuhause-Kinder präsentieren ihre Zeichnungen, die im Workshop mit Stella Geppert entstanden sind
Die Ergebnisse des Workshops mit Stella Geppert
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