So schön war es im Kusama Kids Studio!

Ihr habt es nicht ins Kusama Kids Studio im Gropius Bau geschafft – oder wollt die schönen Erinnerungen eures Besuchs noch einmal aufleben lassen? Hier gibt es ein paar Fotos von Mathias Völzke aus dem Kusama Kids Studio sowie einen Bericht von Ilka Lorenzen zum Programm von Ephra anlässlich der Kusama-Retrospektive.

„Eine tolle Ausstellung und dank des fantastischen Kids-Studios Spaß für die GANZE Familie – Herzlichen Dank!“ (L. Sixtus)
„Mega bunt!“ (o. N.) 
„Auch noch ein tolles Angebot für Kinder! Das wünschen wir uns auch für die nächste Ausstellung im Gropius Bau!“ (Guido und Fanny) 
„PS: Wenn es wieder so ein Studio gibt, kommen wir das nächste Mal auch wieder zur Ausstellung mit!“ (Die Kinder) 

Das Kusama Kids Studio

Ein Nachbericht von Ilka Lorenzen

Das Gästebuch des Kusama Kids Studios ist voller enthusiastischer Einträge, Fotos von Führungen und Workshops sprechen für sich, die persönlichen Rückmeldungen ebenso! Und das, obwohl die Corona-Pandemie vieles zu verhindern drohte. Dennoch konnte das Kids Studio öffnen, Kreativität und Zusammenkunft waren möglich und bereichernd schön – auch mit Masken! Gerade jetzt war und ist es weiterhin notwendig, solche ausdrucksstarken Zeichen zu setzen: Kinder sind wichtig und sie werden gesehen! Kinder sind Zukunft!

Das speziell für Kinder konzipierte Begleitprogramm zur Ausstellung „Yayoi Kusama: Eine Retrospektive. A Bouquet of Love I Saw in the Universe“ war Publikumsliebling der Kleineren und somit ein Erfolg. Außerdem eine wichtige und wunderbare Erfahrung für alle Beteiligten! Das Team von Ephra um die Ephra-Gründerin Rebecca Raue hat damit erstmals ein individuelles Kinderbegleitprogramm für eine Ausstellung im Gropius Bau organisieret. Im Ausstellungshaus wurde dafür unter anderem ein kompletter Raum bereitgestellt. Außer eines Bezuges zur Künstlerin Yayoi Kusama gab es keinerlei Gestaltungsvorgaben – der Fantasie waren also keine Grenzen gesetzt. Ideen, Visionen, Bilder konnten sprudeln, sprießen und fließen und das taten sie auch – wochenlang. Herausgekommen ist ein ästhetisch höchst ansprechender, bunter, luftiger und inspirierender Raum zum Toben, Malen, Basteln, Verkleiden, Träumen, Tanzen, Zuhören oder Innehalten. Alle Materialien, Möbel, Stoffe und Design unterstreichen in ihrer expliziten Schönheit nochmals deutlich die wertschätzende Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Runde Formen und Spiegel durften in einem Kusama-Studio natürlich nicht fehlen. So standen in der Lese-Ecke neben vielfältiger und aktueller Kinder-Kunst-Lektüre gemütliche, runde Samthocker zum Verweilen, runde Spiegel zum Bemalen und sich selbst Bestaunen zierten eine Wand, ebenfalls runde Hörkabinen hingen von der Decke hinab in den Raum – allesamt im Tier-Design von Marie Parakenings, die für Ephra auch Tier- Kostüme entworfen und das ausstellungsbegleitende Heft illustriert hat.
Ein weiteres Highlight des Raumes bildete definitiv der Fußboden, der immer wieder aufs Neue zu einem eigenen, großformatigen Gemeinschaftskunstwerk gestaltet werden konnte. Das Motto: alles ist Farbe, alles ist Kunst – die Kinder durften den Boden nach Herzenslust bemalen und bekleben, dabei den Hörstücken lauschen, sich von den Kusama-Tieren Kolibri, Oktopus und Chamäleon inspirieren lassen oder einfach selbstvergessen draufloszeichnen. Doch der Reihe nach:

Das Begleitheft – Die Kusama Kids Tour

„Was für ein wunderbarer Kids-Room zu der bereichernden Ausstellung! Das Heft für die Kinder ist toll, großes Lob an die Organisatoren!“ (Hazel) 

Wer ist Yayoi Kusama? Warum malt sie ständig Punkte? Und was hat ihre Kunst mit mir zu tun?
Das Kernteam von Ephra – Maxi Böhme, Michaela Englert und Rebecca Raue – hat eine Kusama Kids Tour zur Ausstellung entwickelt, die Kinder bei sich selbst abholt, sich in Fragestellung und Haltung gänzlich auf ihre Lebenswelt bezieht und gleichzeitig Biografisches wie Künstlerisches zu Kusama vermittelt. Tiere und Natur spielten in Kusamas Leben immer wieder eine prägende Rolle – über bestimmte Tiere sollte auch eine emotionale Verbindung zwischen Kindern, Künstlerin und Kunst entstehen. Kolibri, Oktopus und Chamäleon konnten sich dank hervorstechender Eigenschaften durchsetzen und wurden zu einem wichtigen Element, das das gesamte Kinder-Programm durchzieht.

Ein von der Grafikdesignerin Marie Parakenings kunstvoll illustriertes und hochwertiges Begleitheft leitet Kinder und Jugendliche Seite für Seite spielerisch durch die Ausstellung. Es ist kostenlos und auf Deutsch, Englisch und Türkisch erhältlich. Da Yayoi Kusama bereits als Kind fasziniert von Punkten war und diese bekanntlich überall in ihrer Kunst zu finden sind – von der Leinwand über die Möbel bis hin zum Menschen – werden die Punkte auch zur Grundlage für den im Heft zu erstellenden Farbcode: „Willst du mehr über die Kunst und über dich lernen? Dann beantworte die Fragen in diesem Heft und begib dich auf die Suche nach den Farbcodes in der Ausstellung und erstelle so deinen ganz persönlichen Kusama Code.“ Dabei wird kein konkretes Wissen abgefragt, sondern die Lebenswelt der Kinder mit der Kunstwelt von Yayoi Kusama verwebt. Wichtig – jede und jeder kann diese Fragen beantworten: „Was tust du am liebsten den ganzen Tag?“ oder „Mit welcher Superkraft würdest du die Welt verändern?“. Neun Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung, die individuell passendste wird mit einem der dreifarbigen Sticker versehen, der Kusama-Code dafür ist auf dem Boden in den jeweiligen Ausstellungsräumen zu finden – Detektivaufgaben beim Ausstellungsrundgang gibt es also auch noch! Neun Punkte sollten gefunden und verklebt werden, daraus ergibt sich schließlich der persönliche Kusama-Code für jedes Kind: „Von welcher Farbe hast du am meisten Punkte?“ – Gelb? Du bist ein Kolibri! Blau? Du bist der Oktopus! Grün? Du bist ein Chamäleon! Jedes dieser drei Tiere hat eine ganz eigene Verbindung zur Künstlerin Yayoi Kusama – mehr dazu können die Kinder z.B. auch in den Hörstücken im Kusama Kids Room erfahren, in denen sich die Tiere selbst vorstellen!

Die Hörstücke

Kinder lieben es, Geschichten zu hören – besondere Stimmen und Geräusche versetzten sie augenblicklich in andere Welten und kurbeln ihre Gedanken an. Wer möchte nicht einmal schwerelos durch die Lüfte schweben wie ein Kolibri? Oder sich verwandeln und tarnen können wie ein Chamäleon? Achtarmig wie ein Oktopus könnte man so einiges in Bewegung setzen! Diese drei Kusama-Tiere erwachen zum Leben in den poetischen Hörstücken der Audio-Journalistin Ilka Lorenzen, vertont mit den Stimmen von den Schauspieler*innen Wanja Mues, Max von Pufendorf und Regina Lemnitz. In ihrer Unermüdlichkeit, ihrer Vielseitigkeit, ihrer Kraft oder Weitsicht spiegeln sich Kolibri, Oktopus und Chamäleon in der Persönlichkeit von Yayoi Kusama wider. Sie erzählen den Kindern aus ihren Luft-, Wasser- oder Pflanzenwelten, beeindrucken mit ihren speziellen Fähigkeiten oder fragen nach Gemeinsamkeiten mit den jungen Zuhörer*innen. Und wenn sie nicht bereits in ihrer Fantasie selbst zu diesen Tieren geworden sind, können sich die Kinder im Kids Studio die dazu passenden Tier-Kostüme überstreifen!

„Wunderschön!“ (o. N.) 

Die Workshops

Für Kitas und Schulklassen hat Ephra spezielle Workshops und Ausstellungsführungen angeboten, die dazu einladen, in die Welt der Künstlerin Kusama einzutauchen, sich dabei aber vor allem auch mit den eigenen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen und abschließend im Kusama Kids Studio selbst künstlerisch tätig zu werden – den Raum mit Ideen und Bildern zu füllen. Dafür stehen Kreativkisten mit Tierschablonen, Spiegel-Stiften oder Kühlschrankpoesie bereit – je nach Altersstufe wurden diese Materialien und Angebote unterschiedlich genutzt.
Da Corona diese analogen Workshops zeitweise unmöglich machte, hat Ephra kurzerhand zusätzlich ein Online-Programm entwickelt – eine digitale Reise der etwas anderen Art! In Online-Workshops konnten Schulklassen, Kinder und Jugendliche Yayoi Kusama als Person und ihre Kunst interaktiv entdecken. Inputs wechseln sich darin ab mit Spielen und Kreativübungen, manche davon am Bildschirm in der Gruppe, manche analog mit Stift und Papier.

Die Kusama Kids Specials

Das Ausstellungsende und auch das gelungene Konzept des Kusama Kids Studios wurden gebührend gefeiert mit ganz besonderen Angeboten für Kinder und Jugendliche vor Ort. Gemütliche Lesereisen mit den Erzähler-Stimmen der Kusama-Tiere, wirbelnde Tanzworkshops oder besinnliche Meditationen standen auf dem Programm. Die Vielseitigkeit des Kusama Kids Studios konnte nochmals intensiv erfahren und gemeinschaftlich genutzt werden.

FAZIT

Offenheit, Vielseitigkeit, Neugierde, Mut, Kreativität, Miteinander und Füreinander – das sind nur einige aber eben sehr wichtige Bestandteile in der Umsetzung eines solch komplexen und gelungenen Kinderkunstvermittlungsprogrammes.
Im Mittelpunkt standen natürlich auch hier – wie immer bei Ephra – die Kinder und Jugendlichen selbst. Sie konnten das Kusama Kids Studio frei nach ihrem Belieben nutzen, sich darin bewegen und entfalten, haben die Möglichkeiten darin entdeckt und sie offensichtlich geliebt. Die ständig vor Ort anwesenden Mitarbeiter*innen des Ephra- Vermittlungsteams waren jederzeit offen für Fragen oder haben zusätzlich herzlich zum Ausprobieren und Kreativsein eingeladen und animiert. Immer wurde mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe kommuniziert!

„Es war das Beste hier im Museum, DANKE!“ (o. N.) 

Mitarbeiter*innen des Ephra-Teams erinnern sich an besondere Erlebnisse

„Ein kleines Mädchen sitzt im gelben Kolibri-Kostüm auf dem Boden und malt konzentriert und ganz bei sich, sie scheint aufzugehen in ihrer Fantasie und summt zufrieden vor sich hin. Ihr kleiner Bruder turnt währenddessen durch den ganzen Raum, legt sich auf die Teppiche unter die Hörkabinen, schneidet Grimassen im Spiegel, steigt auf die Hocker und betrachtet alle Besucher*innen immer wieder mit großen Augen. Als der Workshop beginnt und alle Besucher*innen gebeten werden, den Raum zu verlassen, will das Mädchen unbedingt bleiben, bittet ihre Mutter, sie auch zum Workshop anzumelden, damit sie länger bleiben kann. Diese Geschwister haben sich offensichtlich extrem wohl gefühlt, sich den Raum komplett frei und nach ihren persönlichen Bedürfnissen erschlossen, so sollte es immer sein!“ (Ilka Lorenzen)

„Ein Geschwisterpärchen versteckt sich schüchtern hinter ihrem Vater. Still fangen die beiden Kinder an, in ihrem Kreis auf dem Boden zu malen. Sie schauen sich im Raum um und beobachten die anderen Kinder an den Spiegeln. Langsam löst sich ihre Anspannung und sie beginnen, sich zu unterhalten. Welche Farbe hat ein Oktopus und wie viele Arme hat er? Sie diskutieren, malen, kleben und schneiden. Der Oktopus nimmt Gestalt an. Als sie fertig sind, wird dem Papa alles ganz genau erklärt und ein Foto gemacht, um es später auch Mama zeigen zu können. Stolz und selbstbewusst verlassen die zwei den Raum!“ (Carlotta Behrendt)

„Es war besonders toll zu sehen, dass alle Kinder – egal welchen Alters – im Kusama Kids Studio etwas fanden, was ihnen Spaß bereitet. Einmal kam eine Familie mit 3 Kindern rein. Der Größte war schon Teenager und saß zunächst gelangweilt auf einem Hocker. Der Kleinste legte sich unter die Hörstücke und baute Burgen mit den Wort-Hölzern. Der Mittlere malte etwas auf den Boden. Die beiden Kleineren waren so lange beschäftigt, bis irgendwann auch der Jugendliche sich auf den Boden setzte und anfing zu malen. Am Ende war er so vertieft, dass er gar nicht mehr gehen wollte, weil er noch nicht fertig war.“

„Überrascht war ich, dass kaum eine*r der Besucher*innen es bedauerte, dass man das Gebastelte nicht mitnehmen durfte. Es wurde nur sehr selten etwas zum Mitnehmen gestaltet, den meisten Besucher*innen – ob groß oder klein – kam es nicht in den Sinn, überhaupt etwas mitnehmen zu wollen. Der Raum als Moment der Kreativität war völlig ausreichend, um das Gesehene aus der Ausstellung verarbeiten zu können.“ (Maxi Böhme)

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Jay Gard, der Farbsammler

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