Es wird Zeit

Interkulturelle Dialoge über die Zeit um 1500

Ein Kind legt seinen Kopf auf die Schulter eines anderen Kindes. Ein Kind spielt.

Foto: Katrin Greiling

Nachdem wir gemeinsam mit zwei Berliner Schulklassen und einem Kindergarten sowie Künstler*innen im Projekt „Kick-off Cranach“ über das Wirken des Renaissancekünstlers Lucas Cranach forschten, bildete sich eine Frage besonders stark heraus: Wie gehen muslimische Betrachter*innen mit der christlichen Ikonographie um? Und aus welchem Selbstverständnis heraus hätte sie damals – vor 500 Jahren – auf diese Bilder geschaut?

Um dem auf die Spur zu kommen stellten wir die Frage, wie sich der gegenseitige kulturelle Austausch der verschiedenen Weltkulturen im 16. Jahrhundert gestaltete. Was war dem vorausgegangen?

Das Konzept
Die Grundidee war das „gemeinsam auf Reise gehen“ von Kindern/Jugendlichen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Pädagogen*innen. Als Ausgangspunkt wählten wir sechs Gegenstände, denen eine zentrale Bedeutung am kulturellen Austausch des 16. Jahrhunderts zugesprochen werden kann: Der Kompass, die Druckerpresse, das arabische Zahlensystem, der Teppich, die Gewürze und die Uhr.

Jeweils sechs festgelegte Schülergruppen einer Klasse begaben sich auf unterschiedliche Forschungsreisen, um Wissen und Erfahrungen zu sammeln und schließlich alle gesammelten Erkenntnisse in der Projektwoche mit den Künstler*innen in verschiedenen künstlerischen Prozessen umzusetzen. Aus diesen entstand das Weltspiel BASA.

Die Aufgabe der Projektleiterinnen war es, für die Kinder und Künstler*innen möglichst sichere Räume und Angebote zu schaffen. Dabei standen die folgenden Fragen immer im Vordergrund:

  • Was brauchen die Kinder?

  • Wo sind die Künstler*innen am meisten in ihrem Element?

  • Wie wird die Zeit der sogenannten Renaissance für die Kinder so lebendig wie möglich?

  • Wie können wir die verschiedenen Perspektiven der Kulturen möglichst wertneutral herausarbeiten?

  • Wie können wir von der Interkulturalität und Mehrsprachigkeit in beiden Klassen profitieren?

Die Arbeitsweise
Unsere Arbeitsweise folgte klaren Strukturen, die immer wieder anwendbar waren, sie war aber auch stark prozess- und bedürfnisorientiert, um Freiraum für die dringenden Fragen der Kinder zu lassen. In der ersten gemeinsamen Kennenlernphase war es uns deshalb wichtig, gemeinsam herauszuarbeiten, was die jeweilige Klasse gerade am meisten beschäftigt und umtreibt.

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Zentrales Thema war in beiden Klassen die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Persönlichkeit und Herkunft, wenngleich in jeder Klasse anders ausgerichtet. Daher entschieden wir uns mit den beiden Klassen unterschiedliche Wege zu gehen:
Mit der 6. Klasse der Lemgo-Grundschule verweilten wir eher in der Schule und folgten deren individuellen Wünsche und Themen, die wir im Kontext der Historie des 16. Jahrhunderts stellten. Vor allem das Spiel „Weltreise“ gefiel den Schüler*innen sehr gut und brachte uns im Verlauf des Projektes auch dazu, als „Endergebnis“ nicht an einem – wie geplanten – „Künstlerbuch“ zu arbeiten, sondern nach den Wünschen der Kinder an einem selbst entwickelten „Weltreisespiel“. Mit der 5. Klasse der Charlie-Chaplin Grundschule sind wir mehr nach „Außen“ gegangen, um in kleinen Gruppen den Spuren der Objekte nachzugehen. Hier fanden immer wieder einzelne Schüler*innen Bezüge zu ihren eigenen Wurzeln und erhielten somit gute Resonanz der Mitschüler*innen. Da in der Klasse 19 verschiedene Herkunftsländer vertreten waren, konnten wir auch gut deren Vernetzung vor 500 Jahren verfolgen.

Das Spiel
Das „BASA Weltspiel: Eine Reise ins 16. Jahrhundert” (Spielplane, 60 Wissenskarten, 10 Spielfiguren, Universitäten, Handelsstädte, Spielgeld BASA) kann bei Ephra ausgeliehen werden.

Künstler*innen & Expert*innen
Ada Labahn, Cecilia Müller-Stahl, Tom Lange, Secil Honeywill, Katrin Greiling, Hazem Nasreddine, Lucie Nichelmann, Jürgen Kerber, Lea Hopp, Jessica Backhaus, Johannes Leistner, Katharina Wimmer

Forschungsreisen (Institutionen)
Deutsches Technikmuseum Berlin (mit Druckerwerkstatt), Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin, Buchstabenmuseum e.V., Kochatelier Ratatouille, Moira Seba, Jan Kath, Design Teppichladen

Ein Kind hält ein großes Bild mit verschiedenen Blautönen hoch über seinen Kopf.
Portrait eines jungen Mädchens mit einem azurblauen Schleier.
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Ein Kind steht auf einer auf den Boden gemalten Weltkarte.
Eine auf großen Holzbrettern gemalte Weltkarte wird auf den Boden gelegt.
Kleine Figuren und Gegenstände werden in verschiedenen Ländern auf einer Weltkarte angeordnet.

Zeitraum: Dezember 2014 bis Juni 2015
Projektleitung: Petra Larass, Rebecca Raue, Jenny Sréter
Durchführung: Petra Larass, Rebecca Raue, Jenny Sréter
Bildungseinrichtungen: Lemgo-Grundschule, Charlie-Chaplin Grundschule
Partner: Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung

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