Christina Krys Huber, die Formwandler*in

Christina Krys Huber besuchen wir ausnahmsweise nicht in ihrem Atelier, sondern in ihrer Einzelausstellung „Darling You Should Feel Lucky“ bei Display – einem Ausstellungsraum in Schöneberg, wo sie ihre Arbeiten zurzeit zeigt. Einige der leuchtenden Bilder hängen nahe der Wand und andere mitten im Raum, an schweren Ketten. Sie sind groß (auf jeden Fall größer als wir) und sehen geheimnisvoll aus. Auf den ersten Blick fallen uns vor allem die leuchtenden Farben und fließenden Formen auf. Nach und nach entdecken wir dann einzelne Gesichtszüge und Körperteile. Die Wesen auf den Leinwänden erinnern an Menschen, aber wirken trotzdem fremd. Krys verrät uns, dass sie ihre Darstellungen so weit von der Realität entfernt, dass man die eigene Fantasie benutzen muss, um sie zu entschlüsseln. Und die ist eben bei allen Menschen unterschiedlich: Auf dem großen grünen Bild erkennt eine von uns einen Fuchskopf, andere ein Alien oder eine Elfe, Schlangenaugen, Totesser wie bei Harry Potter, einen Geist, den Buchstaben G, Wimpern oder eine Hand. Dabei gehen all diese Formen und Gestalten ineinander über, lösen sich fast ineinander auf. Warum sind die Bilder so verwischt?

Bild von einem Kind und Christina Huber vor ihrem Werk von Christina Huber

Gute Frage, findet Krys. Mit dieser Malweise möchte sie das Gefühl darstellen, wenn die Grenzen des Körpers mit der Umgebung verschwimmen. Dieses Gefühl kennen wir auch – wenn man sich ganz frei fühlt und mehr in den Gedanken ist als im Körper. Manchen von uns geht es zum Beispiel beim Basteln so. Vielleicht kommen die Verwischungen aber auch daher, dass Krys gerne Tänzer*innen und deren Bewegungen beobachtet. Tatsächlich sehen die Wesen aus, als würden sie schweben, schwimmen oder eben tanzen (aber ganz langsam).

Bild von Christina Huber vor ihrem Werk
Bild vom einem Werk von Christina Huber

Manchmal arbeitet Krys auch auf Papier, zum Beispiel bei dem schwarzen Bild in der Ecke. Als sie die Tusche darauf gegeben hat, ist das Papier wegen der Feuchtigkeit gerissen. Das fand Krys schön, weil es zeigt, wie fragil Papier sein kann. Es geht ihr oft so, dass ihr Zufälle und Ausprobieren dabei helfen, neue Serien und Techniken zu entwickeln.

Bild von einem Werk von Christina Huber. Zeichnungen von Kindern liegen davor.

Inhaltlich hat sich Krys für die Ausstellung viel mit Shapeshifting – also Formwandeln – beschäftigt. Das finden wir auch super und uns fallen gleich tausende Geschichten ein, in denen sich Figuren in Menschen, Tiere, Steine oder andere Gegenstände verwandeln. Was Krys an den Formwandler*innen so gut gefällt ist, dass sie durch ihre Superkraft ganz stark sind, aber ihre Kraft im Gegensatz zu harten Waffen oder Muskeln in der Weichheit und dem Fließenden besteht. Sie verrät uns, dass sie sich am liebsten in einen Vogel verwandeln würde.

Mit Papier, Stiften und vielen neuen Gedanken ausgestattet machen wir uns noch einmal auf die Suche nach den Motiven in Krys’ Bildern, die nur wir erkennen – und malen dann eine Umgebung, die wir für sie passend finden. So werden aus einem Bild ganz viele unterschiedliche. Und dabei stellen wir auch fest: Wenn was Blödes passiert, kann man manchmal einfach weiter machen und dann wird’s wieder, auch ohne radieren!

Als wir uns verabschieden gucken wir uns das grüne Bild am Ausgang noch ein letztes Mal an und eine von uns ist sich jetzt sicher, dass das Wesen eigentlich Krys ist – zumindest, wenn sie grün wäre und die Augen ganz fest zudrücken würde. Vielleicht ist das Formwandeln ja auch ihre geheime Superkraft?!

Bild von Zeichnungen, die Kinder gemacht haben
Bild von zwei Werken von Christina Huber

Ausstellungsansicht – Foto: Chromaistanbul

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